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"Holocaust mit K "
Die Shoah in Film und Fernsehen - Darstellung und Rezeption in Deutschland

Das Schild des Bahnhofs in Sobibor

Sobibor
Mi 15.12. 19:30 Uhr * Ort: Ladengold - Köln
Yehuad Lerner Ausgangsmaterial von "Sobibór" ist das letzte Interview, das Claude Lanzmann anno 1979 in Israel während der Dreharbeiten zu seinem Film neuneinhalbstündigen "Shoah" führte. Erst später, im Verlauf der Montage, wurde ihm bewusst, dass Yehuda Lerners Geschichte einen eigenen Film erfordere. "Shoah" ist ein filmisches Zeugnis über die Vernichtung: "Sobibór" ein geradezu fröhliches, von ununterdrückbarem Freiheitsdrang und unerschöpflicher Vitalität durchdrungenes Werk.
Das Unzeigbare auf die Leinwand zu bannen ist als Herausforderung zur Grundbedingung aller Filme Lanzmanns geworden. Auch in Sobibor verweigert er sich der naiven, frivolen Illustration. Sein Film ist aus wenigen Elementen komponiert: dem alten Interview, einigen Einstellungen von Plänen des KZ und aktuellen Aufnahmen der Schauplätze in Polen und Weißrussland, die eher vom Vergessen zeugen, als von der Erinnerung. "Wenn ich das Wort Erinnerung höre", hat Lanzmann einmal gesagt, "verspüre ich Lust, den Revolver zu ziehen."
Der Zeitschrift Cahiers du cinéma hat Lanzmann von den widrigen Umständen berichtet, unter denen das Gespräch mit Lerner stattfand. Erschöpft und unvorbereitet erschien er am Ende der Dreharbeiten zu "Shoah" in dessen Tel Aviver Wohnung, sein Kameramann hatte kaum noch Filmmaterial, er war unzufrieden mit dem Bildausschnitt, die Dolmetscherin wartete ungeduldig darauf, zum Freitagsgebet in die Synagoge zu gehen.
Über die Vorgeschichte des Holocaust und über die Täter erfährt man fast nichts. So gesehen ist "Sobibór" eigentlich keine Dokumentation, sondern ein mit Lanzmanns sehr eigenen Mitteln komponiertes Plädoyer.
Zum ersten Mal wurde SOBIBÓR auf dem Filmfestival in Cannes im Mai 2001 vorgeführt.


Die Vernichtugnslager der Nazis in Polen Claude Lanzmann:

"Ich bin überzeugt, dass es gerade für die Deutschen wichtig und interessant ist, einen Juden wie Yoshua Lerner zu sehen, der darauf bestanden hat, wieder ein Subjekt zu werden und gegebenenfalls als Subjekt zu sterben. Der Holocaust war ja nicht nur ein Massaker an Unschuldigen, sondern vor allem an wehrlosen Menschen. Vor diesem Hintergrund ist der Augenblick, in dem dieser sechzehnjährige Junge im Konzentrationslager die Axt erhebt und einen deutschen Offizier tötet, für mich ein mythischer Moment. Yoshua Lerner lebt heute übrigens in Israel. Was er erzählt und wie er als Mensch, der zuvor nicht einmal daran gedacht hatte, jemanden zu töten, zur Waffe greift, hat auch sehr viel mit den Wurzeln des heutigen jüdischen Staates zu tun."

[haGalil onLine 17-05-2001]


Zum Regisseur Claude Lanzmann
Der Regisseur Claude Lanzmann Claude Lanzmann wurde am 27. November 1925 in Paris geboren. Er schloss sich als Gymnasiast der Résistance an und kämpfte später unter anderem in der Auvergne im Untergrund. 1947 dissertierte er in Philosophie (über Leibnitz) und unterrichtete danach an der FU Berlin. In den Fünfzigerjahren gehörte er zum engen Freundeskreis um Jean-Paul Sartre und Simon de Beauvoir, wurde Mitarbeiter, später Herausgeber der Monatszeitschrift Les Temps Modernes; sein Engagement gegen die französische Politik in Algerien fand 1970 in seiner ersten Filmarbeit (dem Drehbuch zu "Elise ou la vraie vie" von Michel Drach) auch künstlerisch Ausdruck. Sein Film Shoah wird seit seiner Uraufführung 1985 als ein grundlegendes Werk und als großes kinematographisches Ereignis betrachtet. Er erhielt die höchsten Auszeichnungen und Preise auf zahlreichen Festivals.