/ Weidenpesch: Aufruf von "kein mensch ist illegal" /

Keine Massenunterkunft in der Pallenbergstraße -
Menschenwürdige Unterkünfte für Alle

Wie inzwischen jeder weiß, sollen in der Pallenbergstraße in Weidenpesch Flüchtlinge untergebracht werden. Viele Weidenpescher sind aus verschiedenen Gründen strikt dagegen. Was viele vielleicht überraschen mag: In diesem Punkt sind sie sich mit den Flüchtlingen einig. Diese wollen nicht in Massenunterkünfte gepfercht werden. Oft wird den Flüchtlingen vorgeworfen, sie würden sich nicht in die hiesige Gesellschaft integrieren. Dabei ist genau das der sehnlichste Wunsch der Flüchtlinge. Sie wollen in ganz normalen Wohnungen leben, ihr Geld selber verdienen und genauso leben, wie die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland.

Das wird ihnen aber verwehrt. Sie sind gezwungen, in Massenunterkünften unter menschenunwürdigen Zuständen zu leben und unterliegen einem strikten Arbeitsverbot. Sie erhalten 80 Euro Taschengeld im Monat (Kinder 40 Euro) und bekommen die Nahrung angeliefert. So sind sie gezwungen, den ganzen Tag untätig rumzuhocken. Jeder kann sich vorstellen, dass das insbesondere den Jugendlichen schwer fällt und sie da leicht schon mal auf dumme Ideen kommen. Aber das scheint gewollt zu sein, um dann Stimmung gegen die "Klaukids" zu machen.

Nicht einmal selbst kochen dürfen die Flüchtlinge, obwohl das für die Stadt billiger wäre. Die Belieferung mit Fertignahrung ist ein Teil der Abschreckungsstrategie der Stadt gegen Flüchtlinge. Massenunterkünfte mit menschenunwürdigen Wohnverhältnissen gehören ebenso dazu: Ob es Sammelunterkünfte sind, ob es wie vor 3 Jahren sogar ein Containerlager ist, oder wie vor einem Jahr noch ein Containerschiff - die Stadt zahlt extrem teure und extrem schlechte Unterkünfte, damit es Flüchtlingen in Köln schlecht geht. Und der Bevölkerung soll weis gemacht werden, dass alle Flüchtlinge "Kriminelle" seien. Es wird versucht, die Familien mit Kindern in Verruf zu bringen, indem das Schreckgespenst der sog. "Klaukids" tagtäglich in den Medien breitgetreten wird. Sicherlich gibt es Kinder, die stehlen; aber sie sind in der Minderheit. In den Medien wird aber mit menschenverachtenden Berichten Stimmung gegen die Roma gemacht. Man weiß scheinbar, dass mit Panikmache Stimmen für den Wahlkampf zu holen sind. Politiker spielen den "starken Mann", wenn sie nach geschlossenen Heimen und anderen drastischen Maßnahmen schreien - um davon abzulenken, wie sie hinterrücks Sozialausgaben kürzen, Jugendeinrichtungen schließen und korrupterweise Millionen in die eigenen Taschen wirtschaften.

Gleichzeitig machen Ämter und Polizei Jagd auf Flüchtlinge, indem in Heimen Razzien durchgeführt werden. Wieder sollen jene zu "Kriminellen" gemacht werden, die vor Krieg und Armut geflohen sind. Abschiebungen werden in großem Stil geplant; selbst Schwangere und Kranke werden ausgeflogen gegen jede ärztliche Vernunft. Obwohl die Politiker im Winter keine Flüchtlinge abschieben dürfen, geht die Jagd auf sog. "Illegale" weiter. Menschenverachtend wird behauptet, es würden nur jene ausgewiesen, die Straftaten begangen hätten. Und ob die bei minus zehn Grad in Exjugoslawien erfrieren scheint wohl egal. Und wieder schreiben die führenden Medien, was Politik und Ausländeramt diktieren. Sollen wir - die Bevölkerung - für dumm verkauft werden?

So wird überall und auch hier in Weidenpesch Angst geschürt. Es werden "Runde Tische" veranstaltet, Politiker zeigen sich offen für die von ihnen erzeugten Ängste in der Bevölkerung. Die Flüchtlinge werden dabei als Manövriermasse angesehen - und nicht als Menschen. Niemand fragt die Flüchtlinge, sie werden nicht zu Runden Tischen eingeladen. Wie wäre es, wenn sich die Menschen in Weidenpesch dafür einsetzen, dass diese Menschen, die kommen, dezentral in vernünftigen Wohnungen untergebracht werden? Vielleicht setzten sich die Weidenpescher auch dafür ein, dass die Menschen eine Arbeitserlaubnis bekommen, dass sich diese Menschen weiterbilden können. Vielleicht mach auch endlich mal jemand einen vernünftigen Vorschlag, wie man Klaukids eine Perspektive gibt, die sie vor einem späteren Leben zwischen Knast und Kleinkriminalität bewahrt.

Rückkehr nach Jugoslawien nicht möglich!
Viele der Roma Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien sind von der Abschiebung bedroht. Es heißt, der Krieg sei vorbei und sie sollten doch jetzt am Aufbau ihres Landes mitarbeiten. Die Realität sieht allerdings traurig aus: Während die Roma vor dem Krieg integriert waren und oft gute Jobs hatten, setzte mit dem Krieg eine Welle von Rassismus ein.
Das betraf nicht nur die Roma, sondern alle Menschen in Jugoslawien. Vor dem Krieg wusste man oft nicht, zu welchem "Volk" der einzelne gehörte, doch plötzlich gewannen Gruppen von fanatischen Rassisten die Oberhand. So kam es, dass viele Menschen gezwungen wurden, dahin umzusiedeln, wo ihr "Volk" mehrheitlich lebte. Die Roma waren aber überall in der Minderheit.
In Serbien wurden sie aus ihren Jobs entlassen und aus ihren Wohnungen vertrieben. Sie sind größtenteils gezwungen, Elendsbehausungen in Ghettos zu leben, in denen fürchterliche Zustände herrschen, wo oft die Umwelt verseucht ist und es kein sauberes Trinkwasser gibt. Dabei sind sie völlig rechtlos, werden diskriminiert und auch die Polizei schützt sie nicht. Noch schlimmer ist die Lage im Kosovo: Fanatische Albaner haben nicht nur die Serben vertrieben, sondern alle, die nicht ihren Vorstellungen von Albanern entsprechen, u.a. auch Juden und Roma. Für Roma ist es lebensgefährlich, sich im Kosovo blicken zu lassen. Sie müssen damit rechnen, umgebracht zu werden.
Unter diesen Umständen ist es für die Roma unmöglich nach Jugoslawien zurück zu kehren. Wenn sie abgeschoben werden droht ihnen der Tod - entweder direkt durch fanatische Rassisten oder langsam durch menschenunwürdige Lebensbedingungen. Daher müssen sie hier bleiben und die Möglichkeit bekommen, sich zu integrieren. Das heißt: Normale Wohnungen und Arbeitserlaubnis. Es ist widersinnig, dass hier oft von demografischen Problemen (zu wenig Kinder) gesprochen wird, während andererseits junge Familien mit Kindern abgeschoben werden.


Integration möglich machen: Bleiberecht, vernünftige Wohnungen und Arbeitserlaubnis für die Flüchtlinge!
Für eine menschliche Flüchtlingspolitik in Köln und überall demonstrieren wir am 7.2.2004 um 13 Uhr in Köln-Weidenpesch
V.i.S.d.P.: Kein mensch ist illegal, c/o Körnerstr.77,Köln