/ abschlusserklärung des projekts 'grenzcamp' /

Harmonische Testamentvollstreckung

Sieben Jahre nach dem Beginn des ersten Grenzcamps im Sommer 1998 in Rothenburg (bei Görlitz) an der Oder-Neiße zu Polen fand in Köln am 27./28. November 04 das letzte Treffen dieses sich ständig wandelnden Camp-Zusammenhangs statt. Daran nahmen Leute aus Bremen, Berlin, Köln, Wuppertal und Wendland teil.
Aus diesem Zusammenhang heraus wurden bis in das Jahr 2003 insgesamt sechs antirassistische Grenzcamps bestritten (Rothenburg, Zittau, Forst, Frankfurt, Jena und Köln). Das ordnungswidrige Land-in-Sicht-Camp in Hamburg 2002 wurde hier negativ abgestimmt, und darüber hinaus spielten für die geführten Diskussionen auch das Camp von FrauenLesben in Görlitz 1998, das internationale No-Border-Camp in Straßburg 2001 und das Transhybrid-Camp 2002 bei Cottbus eine prominente Rolle. An allen genannten Camps nahmen immer mehrere hundert Leute teil, in Straßburg weit über 1.000. Betrachtet man das unter formalen organisationspolitischen Gründen, ist das wahrlich keine schlechte Bilanz.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Als wir mit der Grenzcamperei anfingen, regierte noch Helmut Kohl und es herrschte die - von heute aus betrachtet lustige - Lüge, das dieses Land kein Einwanderungsland sei. Heute, über ein halbes Jahrzehnt später sind wir mit einer ziemlich dynamischen-rot-grünen Bundesregierung konfrontiert. Und der scheint es bislang halbwegs erfolgreich gelungen zu sein:

Auch darauf müssen in der Zukunft von unserer Seite Antworten gefunden werden, für die die letzten Grenz­camps weder nach außen noch nach innen so keine mehr darstellten. Folgerichtig haben wir beschlossen den Grenzcampzusammenhang aufzulösen und die verbliebene Kohle unter uns aufzuteilen.
Nun denn: So steht an neuen Anfängen zunächst einmal immer das Ende, denn sonst wäre doch das Neue das Alte. So sind während der Vorbereitung und Durchführung der Camps Zusammenhänge entstanden, die an ver­schiedenen anderen Themen weiterarbeiten und auch in Zukunft nicht völlig darauf verzichten werden, die Form des politischen Zeltlagers zu nutzen.
Nach dem Kölner Grenzcamp sind ca. 12.000 Euro übrig geblieben. Gemeinsam war bereits im Frühjahr die Ent­scheidung gefällt worden, das davon in diesem Jahr 4.000 Euro an die antirassistische Anti-Lager-Tour gehen. Das verbliebene Geld wurde nun an diesem November-Wochenende wie folgt aufgeteilt:


  • 2.000 Euro verbleiben bei den Genossinnen in Köln um die in Sachen staatlicher Repression ange­fallenen Kosten notdürftig abzudecken. Die von den Bullen gegen das Kölner Camp schweinisch exeku­tierte Räumung soll unserseits in den nächsten Jahren verwaltungsgerichtlich verfolgt werden.
  • Ein für Pfingsten 05 bei der Gemeinde Mittenwald (Oberbayern) geplantes Wiederentwaffnungscamp gegen die Feierlichkeiten der Gebirgsjäger mit denen dort - wie auch in den letzten 50 Jahren - den "großen Leistungen der deutschen Wehrmacht" gedacht werden soll, wird 3.000 Euro erhalten
  • Die Anti-Lager-Action-Tour wird für politische Interventionen nächstes Jahr 2.000 Euro erhalten.
  • Ein für den Sommer geplantes regional im Raum Wendland / Altmark orientiertes Camp gegen Prekarität erhält 1.000 Euro.

Durch diese durch skeptische wie neugierige Nachfragen und freie Diskussion einvernehmlich gefällte Entschei­dung sind wir alle geehrt. Gegen Ende dieses Jahres wird auch die für den Grenzcampzusammenhang einge­richtete mailing-Liste "Camp 01" aufgelöst. Mehrere Leute erklärten nach dem insgesamt harmonisch verlaufenen Wochenende, das sie über das Ende des Grenzcamprojektes noch etwas bilanzierendes publizieren wollen.

Die letzten Grenzcampistas