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Journalisten auf israel-kritischem Kongress angegriffen

Zwei Redakteure eines Studierendenmagazins mit Gewalt des Gebäudes verwiesen
Dem Korrespondenten der tageszeitung (taz) wurde gleiches angedroht
Vorwurf: "Verkleidete Antideutsche"


Auf dem israel-kritischen Kongress "Stop the wall", der am 5. Juni in Köln stattfand, wurden zwei Redakteure des Kölner Studierendenmagazins "philtrat" unter Anwendung körperlicher Gewalt der Räumlichkeiten verwiesen. Sie seien, so die Begründung, "verkleidete Antideutsche" und hätten "Leute angepöbelt". Gleiches wurde unter demselben Vorwand auch dem NRW-Korrespondenten der "tageszeitung" (taz), Pascal Beucker, angedroht. Zu der Veranstaltung, an der auch der ehemalige Arbeitsminister Norbert Blüm teilnahm, hatten über zwanzig Friedens- und Palästina-Solidaritätsgruppen eingeladen, unter ihnen die Attac-AG Globalisierung und Krieg, die Ärztevereinigung IPPNW, der Bundesausschuss Friedensratschlag und die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft.

Die drei Journalisten hatten sich vor Beginn des Kongresses zunächst zu einer Protestkundgebung pro-israelischer linker Gruppen, den so genannten "Antideutschen", begeben und diese am Rande stehend beobachtet. Anschließend gingen sie gemeinsam zum Kongress im Bürgerzentrum "Alte Feuerwache", um ihre Berichterstattung fortzusetzen Dort wurde zunächst Beuckers Tasche mehrfach durchsucht und ihm der Gebrauch seines Fotoapparates untersagt. Als sich die beiden studentischen Redakteure anstellten, um ihre Akkreditierungen abzuholen, wurden sie bezichtigt, "verkleidete Antideutsche" zu sein und auf der Protestkundgebung "Leute angepöbelt" zu haben. Anschließend wurden sie aufgefordert, das Kongressgelände umgehend zu verlassen, was sie nach verbalen Protesten und unter Hinweisen auf ihre Akkreditierung und die Absurdität der Vorwürfe auch taten. Wohl nicht schnell genug, noch im Hinausgehen wurden sie von Konferenz-Ordnern rüde gestoßen, beschimpft und ihnen Schläge angedroht.

Mit den Worten "Das hast Du dir selber zuzuschreiben" wurde Beucker ebenfalls von einem der Ordner in rüdem Ton eröffnet, der bekannte taz-Journalist brauche sich gar nicht weiter um Einlass bemühen. Denn: Er werde jetzt ohnehin rausgeschmissen. Der Ordner, der wusste, wen er vor sich hatte, nannte als Begründung, eine Kongressteilnehmerin habe Beucker als "antideutschen Provokateur" identifiziert " was sich nach einer Gegenüberstellung mit besagter Kongressteilnehmerin als Verwechslung herausstellte. Daraufhin ließ ihn der Ordner " bei dem es sich um Thomas Zmrzly, einen Duisburger Aktivisten der obskuren Kampagne "10 Euro für das irakische Volk im Widerstand", handelte " doch noch in den Konferenzsaal. Anstatt sich jedoch zu entschuldigen, beschränkte sich Zmrzly auf den lapidaren Kommentar: "Da hast Du noch mal Glück gehabt."

Wie schnell die Veranstalter des Kongresses mit Verdächtigungen bei der Hand sind, musste auch ein Vertreter von "medico international" erfahren. Er wurde von einem Mitglied der "Ökologischen Linken", die in Köln für den Stadtrat kandidieren will, fälschlich für den bekannten pro-israelischen Journalisten Thomas von der Osten-Sacken gehalten. Daraufhin wurde lautstark auch sein Ausschluss gefordert. Der Beschuldigte konnte sich des Andrangs nur durch Vorlegen seines Personalausweises erwehren.

"Ich habe ein solches Klima der Verdächtigung und Denunziation noch nie zuvor erlebt", empört sich Patrick Hagen, einer der studentischen Redakteure. "Jedes unbekannte Gesicht schien für die Veranstalter unter Generalverdacht zu stehen." Er beklagt auch die "ungeheure Aggressivität" des Ordnungsdienstes.

Jens-Peter Steffen, friedenspolitischer Sprecher der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) und Mitveranstalter des Kongresses, hatte noch am Mittwoch, den 3. Juni, in der "taz köln" erklärt, Kritiker seien eingeladen, zu der Konferenz zu kommen. "Wir sind offen und suchen das Gespräch", so Steffen. "Darüber kann ich nur lachen", kommentierte Hagen.

Die Redaktion der "philtrat" verurteilt das Vorgehen der Kongressveranstalter aufs Schärfste. "Selbst wenn die Vorwürfe berechtigt wären, wäre der Ausschluss immer noch ein Skandal", betont Hagen.

Die Redaktion der "philtrat" (www.philtrat.de)